SCHULEN

Schulen Österreich
Gymnasium Bludenz
Unterfeldstraße 11, 6700 Bludenz, Vorarlberg
Verantwortlicher Lehrer:
Prof. Jürgen Schacherl






Ein Rückblick aus Sicht des verantwortlichen Lehrers
Prof. Jürgen Schacherl:
RÜCKBLICK - VORTRAG 08.12.15
Und, dass das alles nicht so leicht ist mit dem Frieden, dass jeder selbst etwas tun kann oder vielmehr tun MUSS, um den Frieden, der für uns alle doch so selbstverständlich ist, nicht allzu leichtfertig aus Bequemlichkeit oder lauter Angst vor der chaotischen Gegenwart und der unsicheren Zukunft zu opfern, sollte allen bewusst sein, die sich nur ein bisschen für die Welt interessieren, in der sie leben.
Schlagartig bewusst wurde dies auf jeden Fall den Schüler_innen der Klassen 6ma und 7na im Rahmen eines eindringlichen Vortrags von Falco Luneau von der Band Wolfsrachen und Anton Pototschnik von der gemeinnützigen humanistischen Organisation TeamFreiheit, der die beiden am 18.12. in unsere Schule führte.
Im Rahmen zweier intensiver Stunden unter dem Motto „Frieden ist kein Wintergarten“ wurden die Schüler_innen dank einer Präsentation, welche einen ambitionierten Bogen von der Antike über den Humanismus und die Ideale der Aufklärung bis in die Gegenwart spannte, mitten hineingeworfen in die Geschichte der Menschenrechte, der Demokratie, der Partizipation, der Privatsphäre, der Säkularität und der Rechtsstaatlichkeit, also gemeinhin jene Punkte, die wir als den Grundstock der Werte unserer humanistisch geprägten Gesellschaft sehen.
Aufmerksam verfolgt von Journalisten der Vorarlberger Nachrichten und gefilmt von einem Team des ORF entzündete sich nach dem Abspielen des sehenswerten Videos zum Song eine zuerst zaghafte, im Verlauf des Vormittags aber immer intensivere Diskussion über Grundwerte, Rechte und Pflichten von Politikern, Gesellschaften und jedem Einzelnen, Chancen und Gefahren verschiedener Regierungssysteme, den in bewegten Zeiten lauter werdenden Ruf nach einer starken Hand und das allmähliche Verschwinden der Privatsphäre in einer zunehmend digitalisierten Welt.
Die Schüler_innen erwiesen sich während der Diskussion als ungemein artikulierte, reflektierte, an den Zeitläuften interessierte junge Erwachsene, die auch vor teils kontroversen Antworten und Fragen nicht zurückschreckten. Im Laufe der Diskussion wurde von den Schüler_innen zum Beispiel zurecht die Frage aufgeworfen, warum sich Schulen nicht intensiver mit politischer Bildung auseinandersetzen, sollte sie doch neben anderen Punkten eines der 12 Unterrichtsprinzipien sein, die jede_r Lehrer_in in jedem Fach theoretisch unterzubringen hat. Der Frage nach der verfälschenden Vereinnahmung des Korans durch radikale Islamisten wurde ebenso nachgegangen wie jener nach der Demokratie, die – frei nach Churchill – wohl als die schlechteste aller Staatsformen angesehen werden muss, nur eben mit Ausnahme aller anderen. Mit diesem kritischen Zugang zu dieser komplexen Materie straften sie natürlich all jene Kritiker Lügen, die der oftmals lamentierten, ach so apathischen „Jugend von heute“ immer wieder jede politische und gesellschaftliche Anteilnahme absprechen (wollen).
Deutlich wurde während des Vortrags auf jeden Fall, dass es vielen Schüler_innen unter den Nägeln brennt: Frieden ist ihnen wichtig. Demokratie ebenfalls. Von Menschenrechten ganz zu schweigen. Aus dem Grund konstatieren sie, nicht ohne einen Anflug von Melancholie, dass sich traditionelle politische Theorien teils überlebt haben, vieles in Bewegung ist und gesellschaftlich Dinge aus dem Ruder zu laufen drohen, wenn man nicht ganz genau aufpasst. Insgesamt sind sie aber unschlüssig, was sie selbst gegen extrem(istisch)e Strömungen ausrichten können, die für eine freie, auf Toleranz und Gleichberechtigung aufbauende Gesellschaft gefährlich werden können. Falco sieht das so: „Für mich persönlich bedeutet es, dass ich mich nicht auf Lorbeeren ausruhen kann. Frieden ist Arbeit, eine Bewusstwerdung … jeden Tag aufs Neue. Es fängt nicht beim Nachbarn an, sondern im Kopf eines jeden. Bei mir, bei dir. Darum ist es wichtig, die Dinge beim Kern anzupacken.“
Und mit diesem aufmunternden und Mut machenden Appell, gefälligst teilzunehmen am unendlich mühsamen, aber so lohnenswerten Projekt, das wir Demokratie nennen, wurden die Schüler nach zwei intensiven Stunden wieder in die Welt entlassen.
Unser Dank ergeht an Falco Luneau und Anton Pototschnik für diese wichtige Bildungsinitiative, den in jeder Hinsicht bereichernden und augenöffnenden Vormittag und die großzügige Bereitstellung der Fotos.
Prof. Jürgen Schacherl
Quelle:
http://bg-bludenz.at/frieden-ist-kein-wintergarten/#more-2243

Vortrag und Diskussion mit Falco Luneau und Anton Pototschnik.
„Frieden ist kein Zuckerschlecken und kein Steckenpferd. Den gibt’s auch nicht im Tetra-Pack. Sonst wär’ er nichts wert.“ So beginnt das Stück “Frieden ist kein Wintergarten“ der Vorarlberger Band Wolfsrachen.